Urlaub auf Terrassia

Von Birgit Loos

Dieses Jahr reise ich nach Terrassia. Das hat verschiedene Vorteile, wie zum Beispiel die Anreise. Diese dauert nur knapp eine Minute. Leider fehlt der Zimmerservice oder überhaupt irgendein Service. Doch nachdem ich mir meine Tasse Tee gekocht und mir mein Brötchen geschmiert habe, genieße ich den frühen Morgen auf Terrassia.

Die Vögel singen mir ihr Morgenlied und ich versinke im Anblick der grünen, blühenden Büsche, die dieses Land umgeben. Ich frage mich wann ich das letzte Mal Zeit für ein derart ausgiebiges Frühstück hatte und wieso es mir nicht früher aufgefallen ist, dass die Vögel und Schmetterlinge hier so zutraulich erscheinen. Sie lassen sich nicht von mir stören und gehen ihrer Nahrungssuche ohne Angst nach.

Dann wird es Zeit die nähere Umgebung zu erkunden. Ich entscheide mich für eine Radtour. Nach Monate, in denen ich fast nur mit dem Auto gefahren bin, fällt das Treten etwas schwer. Aber ich gewöhne mich schon noch daran. Die Radwege hier sind gut ausgebaut und es ist weniger anstrengend, als ich zuerst befürchtete. Ich komme an mehreren Vogelschutzgebieten vorbei und kann mich anhand des Konzerts davon überzeugen, dass es dort vielfältige Künstler gibt. Doch nicht nur die Vögel begrüßen mich mit ihren Liedern. Plötzlich stehe ich Auge in Auge mit einem Reh. Keiner von uns beiden wagt auch nur eine Bewegung. Als das Tier sich davon überzeugt, dass ich dieselben friedlichen Absichten habe wie es selbst, wendet es sich hoheitsvoll ab und springt durch die hohen Halme des Getreides davon. Meinem Sohn zeigte ich früher die Rehe in Tierparks. Vielleicht hätte ich stattdessen öfters am frühen Morgen mit ihm Rad fahren sollen. Dieses Erlebnis in freier Wildbahn kann kein Tierpark toppen.

Meine nächste Station ist der Rhein. Silbrig schimmernd strömt er im gleißenden Sonnenlicht Richtung Nordsee. Breit ist er an dieser Stelle. Kindheitserinnerungen kommen auf. Hier habe ich schwimmen gelernt. Ich kann meinen Blick nicht von diesem Strom wenden. Seine Schönheit berührt mich immer wieder aufs Neue.
Gegen Mittag komme ich zurück. Wieder kein Hotelservice. Seufzend gehe ich in die Küche. Noch ein Nachteil an Terrassia ist, dass man die Küche und das Bad nach Benutzung aufräumen muss. Ich entschädige mich dafür mit einem Besuch bei der Kosmetikerin. Genieße die Behandlung mit geschlossenen Augen und freue mich auf mein anschließendes Sonnenbad.

Den Tag beende ich mit einem Glas Wein und einem guten Buch. Ich erfreue mich am Farbenspiel des Sonnenuntergangs, beobachte die Wolken und hoffe, dass auch der morgige Tag mir Sonnenschein bringt. Aber falls nicht, kann ich noch immer ins Hallenbad gehen, oder einen Einkaufsbummel machen oder eine Ausstellung besuchen. Alles ist in meiner unmittelbaren Nähe. Oder ich gehe wandern. Es gibt schließlich Regenjacken. Auch die zahlreichen Weinfeste in der näheren Umgebung laden zum Besuchen ein. Ich werde diesen Urlaub und Terrassia genießen, denn ich habe festgestellt, dass unsere Heimat wunderschön ist.

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